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ElisabethScherf

~ Geschichte einer privaten Buchveröffentlichung

ElisabethScherf

Monatsarchiv: August 2018

Zurück aus Straßburg von den ’Journées d’été 2018’ der französischen GRÜNEN

28 Dienstag Aug 2018

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Straßburg 2

 

Am Mittwoch – 22. August um 4.30 – klingelt mein Wecker, denn um 5.24 fährt mein Bus zum Bahnhof. Am Abend davor war noch Streichquartett bei uns und hinterher ’Wein und Brot’ auf der Terrasse. In diesem Jahr auch für unsere anderen Spielabende – Ma Jong und Doppelkopf – das perfekte Ambiente. In diesem Jahr werden wir verwöhnt. Schade, dass man das nicht nur als schönen heißen Sommer ’wie früher immer’ (?) interpretieren darf.

Ich bin schon um 12.30 Uhr in Straßburg im Hotel ’Cap Europe’- 900 Zimmer, 3 Sterne, viel Jugend. Anfahrt, Kongresskosten müssen wir selber tragen und zum Hotel gibt es einen kleinen Zuschuss von den ’Europäischen Grünen’ in Brüssel. Am dritten Tag erfahre ich, wer oder was sich hinter dem Begriff ’Europäische Grüne’ zusammenfindet.

Das Hotel ist ok. Ich entscheide für mich, dass ich bei diesem Ausflug wunderbar testen kann, wie anpassungsfähig ich noch bin. Nach der ersten Nacht fallen mir morgens die Übungen zum Zurechtrücken der Wirbelsäule von Anka – Physiotherapeutin – ein: liegend Kopf zur einen Seite und die angewinkelten Beine entspannt zur anderen Seite fallen lassen und dem Rücken Zeit zur Entspannung lassen. Funktioniert!

Beim Verlassen meines Zimmers hantieren zwei Leute an der Tür nebenan. Ich hatte angenommen, dass wir deutschen Grünen nebeneinander die Zimmer bewohnen und grüße in Deutsch. Die Antwort kommt auf Französisch und ich habe Jaques kennengelernt. Er spricht ein wenig Deutsch, hat keinen Zuschuss bekommen und frühstückt deswegen für 2 € auf dem Kongressterrain, dem Centre Culturel St. Thomas. Im Europaviertel in Strasbourg, der Hauptstadt Europas, steht ein futuristisches Riesengebäude neben dem anderen. Hier trifft sich ja unser Parlament, hier sitzt der Europäische Gerichtshof, die letzte Instanz in Fragen des Rechts.

Mit der Tram, einer wundervollen Straßenbahn – geräumig, schnell, läuft zukunftsträchtig auf Schienen – kann ich glücklicherweise mit Jaques bis zur Tagungsstätte fahren. Diese Gelegenheit hatte ich fest eingerechnet. Allein habe ich mit Stadtplan am ersten Tag an meinem langen freien Nachmittag nur die Innenstadt, die mittelalterliche Altstadt und einige Läden zu erkunden geschafft: es war so heiß, dass ich für die beiden ersten Tage noch ein Bluse und ein T-Shirt kaufen musste. Zu schön, solche Zwänge!

Auf dem Gelände, St. Thomas scheint ehemals ein Kloster gewesen zu sein. Unsere frugalen Mahlzeiten – repas frugal = einfaches Essen – werden dort gekocht. Der Mythos von phänomenaler französischer Kochkunst – auch vegetarischer Kochkunst – stellt sich als ’wishful thinking’ meinerseits heraus. So ist das Schönste an den Mahlzeiten der runde Tische mit acht Plätzen: wir lernen uns ungestört durch zu gutes Essen, alle angeregt unterhaltend kennen. Ich kann trotz des Lärmpegels meine Tischgenossen gut verstehen.

Ich treffe bei diesem ’rencontre’ so viele sympathische, aufgeschlossene, interessierte, weltoffene Menschen! Ich fühle mich während der ganzen Zeit wohl. Meine Kennenlern-Offensive geht übrigens immer so: „Est-ce qu’est tu est Français?“ (Bist du Französisch?) – „Mais bien sûr!“( Ja klar!) – „Je demande parce-que il y a aussi quelques Allemands ici et moi je suis Allemande et je veux bien faire des conaissance avec des Français!“ (Ich frage, weil auch Deutsche hier sind und ich bin Deutsche und möchte Franzosen kennen lernen.) Lachen und spontanes Vorstellen.

Zwei Tage vor der Reise war die LAG Europa beim  französischen Konsul in Hamburg im Institut Français eingeladen. Mich hat seine Mitteilung aufmerken lassen, dass Europa unter anderem in Gefahr ist, weil sich immer weniger Franzosen und Deutsche persönlich treffen und miteinander reden. Das hat mich berührt! Der Traum von Europa kann als Gedanke nur durch uns Menschen lebendig aufsteigen und sich verwirklichen. Darum habe ich mir schon im Zug nach Frankreich vorgenommen, meine Visitenkarten Französinnen und Franzosen zu geben, die ich sympathisch finde und ihnen zu sagen, dass ich ein Treffen mit Franzosen für nächstes Jahr in Hamburg organisieren möchte. Und zwar mit Privatleuten. Einige Franzosen sprechen Deutsch. Wer dies liest und Interesse hat Franzosen zu treffen, kann mir gern unten einen Kommentar schreiben. Übrigens haben mir heute André aus der Bretagne und Christine aus der Auvergne, nahe zur Schweizer Grenze, bereits gemailt.

Ach ja: eine große Überraschung war die Altersstruktur. Ich dachte, ich bin da zwischen lauter jungen Leuten und falle etwas ’raus und auf. Aber weit gefehlt! Viele sind pensioniert, gehören mit zu den Gründern der Partei und sind nach wie vor politisch aktiv. Am letzten Tag sitze ich neben einem pensionierten Förster. Er gibt mir seine Karte, lädt mich seinerseits nach Frankreich ein. Am nächsten Tag im Bus zum Bahnhof treffe ich ihn wieder. Seine Frau lädt mich noch einmal ein, es gebe ein Gästezimmer und ich sei, natürlich mit meinem Mann, herzlich willkommen. Nach Hamburg zu kommen halten beide für eine gute Idee.

Jetzt habe ich noch gar nichts über die Workshops, die Ateliers gesagt. Ich kann immer gedanklich gut folgen, wenn die Vortragenden fein deutlich oder mit Pausen sprechen, aber – helas – oft sind sie so vom Thema beseelt, dass ’der Mund überfließt wes das Herz voll ist’.

Das Frauenthema kommt voll zu seinem Recht, oft wieder aus gedrängt vollem Herzen. Ein völlig neues Wort lerne ich dort. Die dringend notwendigen Frauenhäuser werden erst gegründet, nachdem eine Frau ’se défenestrée’ hat. In Deutsch: sich ge- oder entfenstert hat, korrekt ’sich aus dem Fenster gestürzt hat’. Komisch, dass wir das Wort ’fensterln’ haben und das meint das glatte Gegenteil von dem verzweifelten Sprung der Frau aus dem Fenster aus Angst vor dem Partner. Das Wort ’elle s’est défenestrée’ hat mich in seiner Kürze den ganzen Film ihrer Verzweiflung sehen lassen.

Ein weiteres Wort war der Name einer Gruppe, die bis heute erfolgreich mit Flüchtlingen arbeitet. Klar ist für alle Grüne, dass jedem Menschen auf der Flucht geholfen werden muss. Fraglos auf jeden Fall das reine Überleben! Der Bericht einer engagierten Frau macht großen Eindruck wegen des sympathischen Namens: voisins-d-ailleurs = Nachbarn von anderswo, weitere Nachbarn, übrigens Nachbarn. Dieser Begriff ist warm, herzlich, umfasst ein ganzes wohlwollendes Gedankenspektrum und Taten beginnen in Gedanken.

Sven Giegold (guter Mann!) – der EU-Abgeordnete der deutschen Grünen – war auch da und hat einen guten Vortrag in vorzüglich verständlichem perfekten Französisch gehalten. Es ging um Finanzkapitalismus, den manche in manchen Ateliers am liebsten den Garaus gemacht hätten. Sven vertraut absoluten Neuanfängen nicht, deren notgedrungene Anfangsfehler sollte man vermeiden und lieber mit Institutionen arbeiten, die gewünschten Resultaten bereits entgegenkommen. So plädiert er dafür, eigenes Geld bei Genossenschaftsbanken (beispielsweise GLS) zu lassen, denn die investieren in menschenfreundliche Projekte. Auch Sparkassen sind seiner Meinung nach empfehlenswert, denn die agieren für lokale Projekte. Alles aus grüner Sicht gut. Ich erfahre – wenn ich recht verstanden habe – dass es diese Institutionen in Frankreich nicht gibt.

Der dritte Tag war sprachlich eine Erleichterung, weil alles ins Englische übersetzt wurde. Diesen Tag hatten die European Greens organisiert, die Mitveranstalter des gesamten Treffens waren.

Ich habe erfahren, dass man die European Greens nicht wählen kann, sondern diese Gruppe im Europäischen Parlament das Dach aller Grünen Europas ist. Ihre Macht im Parlament füttert sich aus den jeweiligen Wahlen im Heimatland. Also: immer schön möglichst GRÜN wählen, gell?

Am letzten Tag frühstücke ich mit der Jüngsten des Kongresses. Das ist Stefanie aus einem kleinen Ort südlich von München. Sie ist ganze 16 Jahre! Da sie Deutsche ist, frage ich sie erst für diesen letzten Tag, ob wir den freien Vormittag in Straßburg gemeinsam verbringen sollen. Ja.

Die Rückfahrt läuft nicht planmäßig: ich komme erst eine Stunde später in Hamburg an. Allerdings muss ich sagen, dass das Bahnpersonal entzückend ist. In Straßburg auf dem Bahnhof kommt der TGV Paris – Basel mit 20 Minuten Verspätung auf dem falschen Gleis an. Ich kann meine 1. Klasse Wagen nicht selber nachsehen. Ich frage in eine aufgeregt diskutierende Runde von Dienstmännern. Ziehe mich unverrichteter Dinge schnell wieder zurück. Als die Gruppe sich auflöst, schaut einer herum, entdeckt mich, ich schaue ihn an, er ruft laut in meine Richtung: „Pour vous c’est S!“ Also Abschnitt S. Ich bin entzückt und rufe: „C’est très gentil. Merci, merci!“ Das ist nett/lieb. Danke. Plötzlich ruft ein anderer Dienstmann belustigt: „Normalment il est très méchant!“ Normalerweise ist er sehr böse/hämisch/mies/bissig. Wir lachen alle drei und winken fröhlich.

In Karlsruhe ist mein Zug natürlich leider weg, ich kriege den guten Rat, nach Mannheim zu fahren. Froh im Zug zu sein bestelle ich – mich entspannen wollend (!) –  Kaffee. Die deutsche Kontrolleurin kommt. Wie komme ich denn nun weiter? In Frankfurt aussteigen und dann den Zug nach Hamburg nehmen. In 15 Minuten sind wir schon in Frankfurt. O Schreck! „Und mein Kaffee? Ich wusste nicht, dass es so schnell geht.“ „Ach, das macht nichts. Möchten Sie denn den bestellten Kaffee haben?“ Ich bejahe vehement. „Ok“, sagt sie, „dann bestelle ich Ihnen den jetzt um in einen Kaffee to go.“ Wie eine fürsorgliche Mutter läuft sie den weiten Weg zum Bordrestaurant und bestellt mir einen schnellen Kaffee to go. Wie entzückend ist das denn? Ich bin hingerissen und finde meine späte Rückankunft in dem wunderschönen Hamburg um fast 23 Uhr gar nicht mehr schlimm. So ist mein Leben um fünf wunderschöne Tage reicher! Danke!

Straßburg1

 

 

 

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Liebe Cornelia, mit größtem Interesse habe ich –

16 Donnerstag Aug 2018

Posted by elisabethscherf in Uncategorized

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deine wunderbare Seminar-Ankündigung über „das moderne Subjekt in seinen Innen – und Außenwelten“ gelesen. Übrigens durch den Ort des Geschehens zum ersten Mal von Mariann Stegmann gehört, die bis jetzt noch nicht mal einen Wikipedia Eintrag hat. Aber eine gute Info über sie habe ich gleich auf Facebook gepostet und die ist auch sehr schön gelesen und angenommen worden.

An deiner Seminar Beschreibung hat mich ’initial’ dieser Satz begeistert:

„Von Anfang an ist diese Erhebung von Menschen in die Macht- und Herrschaftsposition des Subjekts eine Überhebung und Überforderung, eine fatale Illusion, Betrug und Selbstbetrug, der durch die optische Täuschung der neu entdeckten Zentralperspektive in Kraft gesetzt wird.“

Warum? Weil ich eine ganze Doktorarbeit über die Einflüsse der Zentralperspektive als neues Der-Mensch-in-der-Welt Vorstellungsmodell auf der Theaterbühne und als Weg daraus eine neue Theaterform beschrieben habe. Die Gleichmacherei – du nennst sie treffend ’optische Täuschung’ – durch die Zentralperspektive war mein Thema. Im griechischen Theater – dessen Vorstellungen morgens mit dem Sonnenaufgang begannen – war der Gegenstand der Betrachtung ein Mensch, dessen ethische Grundsätze sich mit denen der Zuschauer deckte: die Sonne als Licht der Erkenntnis galt für das  Bühnengeschehen und die Zuschauer. Es ging um Gut und Böse, um die wunderbare menschliche Sehnsucht richtig zu handeln.

Mit der Zentralperspektive wird Gut und Böse gleich- oder ausgeschaltet: du kannst einen Mafia-Boss zum Fluchtpunkt machen und um ihn herum seinen Lebensweg so zeigen, dass nur seine Gefühle für das Mitempfinden der Zuschauer wesentlich werden und deren Gefühle bis zu Tränen beanspruchen. Ethische Bedenken sind systematisch herausgenommen. Kein Wunder, dass Machiavelli das erste Renaissance- Theaterstück schreibt. Das ist übrigens voll von Intrigen und macht die Frau zum besonders verdorbenen Teil der Menschheit.

Wenn du magst, kannst du meine Doktorarbeit einmal lesen. Sie war mit einem Theaterstück in der neuen Theater-Form versehen. Eine neue Theaterform erfordert einen neuen Theaterbau und neue Stücke. Die Literaturwissenschaft mit meinem netten Doktorvater war den derzeitigen Vorsitzenden ein Dorn im Auge. Darum auch kein Doktortitel – was für meine tatsächliche Arbeit eher eine Erleichterung war. Glück gehabt!

Ich habe meine neue Theaterform, mit der ich in England mein Graduiertenstudium ’with distinction’ abgeschlossen habe, in Englisch „Theatre of Simultaneous Perception“ und in Deutsch „Simultantheater“ genannt. Die Bühne teilt sich nach der Setzung des einen Problems in zwei gleichzeitige Szenen und man verfolgt parallel zwei Fortentwicklungen desselben Problems.

Mein Beispiel-Stück in der Doktorarbeit war über Alma Mahler. Auf der einen Bühne heiratet sie Mahler auf der anderen wird sie selber eine berühmte Komponistin. Alma Mahler – Alma Schindler. (Ich weiß, viele Frauen mögen sie nicht. Ich fand sie toll: es ist schwer in der Männerwelt schön und genial zu sein! Und wo steht, dass man nicht kompliziert sein soll?)

Die zwei Bühnen sind nicht in einer Guckkastenbühne rechts und links angelegt, sondern das neue Theater (für diese neue Form!) ist wie im griechischen Theater amphitheater-mäßig arrangiert. Der Zuschauer sieht AUF das Geschehen und behält seine Interpretationshoheit.

Im ersten Akt dreht sich langsam eine einzige Bühne, sodass alle alles von allen Seiten sehen können. Mit dem Konflikt verzweifelt die Protagonistin aber nicht, sondern aus der einen Dreh-Bühne werden zwei sich drehende Scheiben. Die Protagonisten werden doppelt und in einer solchen Weise von der  Regie inszeniert, dass man im Fluss des Geschehens beide Seiten wahrnehmen und verstehen kann.

Skizze Simultantheater

(Hier der Entwurf einer Simultantheaterbühne für die Aula meiner damaligen Schule durch den Architekten P. G.  Scharf)

Ich habe zwei solcher Simultantheaterstücke mit ’meinem’ Hamburger Richtertheater, dessen künstlerische Leiterin ich 20 Jahre war, inszeniert und öffentlich aufgeführt. Einmal „Kommt ihr erst mal in mein Alter“ (zu googeln !) und später „Ein Jud aus Hechingen – Levi ins Exil – ein Jurist verlässt Deutschland“ (ebenfalls zu googeln!)  Diese Theaterform funktioniert!

Durch deine Seminar Ankündigung wieder aufgewacht, habe ich zufällig bei meiner Suche nach französischem Lesestoff – von wegen meiner Straßburg-Reise – eine vielleicht auch für dich sehr interessante Zeitschrift im Hbf. bei der fremdsprachigen Presse entdeckt. Eine Philosophie-Zeitschrift zum Thema La Renaissance – QUAND LES TEMPS CHANGENT – Un nouveau média qui change tout, des utopies, un souffle de liberté, la mondialisation, la découverte du corps, … Les hommes et les femmes de la Renaissance ont vécu cela avant nous. Avec Èrasme, Machiavel, Montaigne, Pic de Mirandole, Rabelais (€ 9,90) Ich finde die Zeitschrift sehr interessant. Viele neue Gedanken!

So, liebe Cornelia, es ist eine lange Mail geworden, aber das alles wollte ich dir doch sagen. Dass ich dein Seminar sehr spannend finde, das ist etwas zu kurz gekommen, aber du siehst, was es ausgelöst hat. Toll!

Dir eine wunderschöne Woche und liebe Grüße

Elisi

Curiohaus

Mit sehr, sehr viel gutem Willen kann man innerhalb des Zuschauerkreises den roten und den beigen runden Teppich als Andeutung der beiden Szenen erkennen. Auf dem roten Teppich ist das Wohnzimmer von Paul Levi. Er redet mit Rosa Luxemburg. Auf dem beigen Teppich befindet er sich auf dem Ausreise-Schiff beim Dinner mit Einstein. „Ein Jud aus Hechingen“ ist ein Theaterstück von Walter Jens, „Ein Jurist verlässt Deutschland“ habe ich geschrieben. Die gleichen Personen auf den zwei Bühnen waren perfekt ähnlich gestaltet durch die ausgezeichnete Mskenbildnerin Elke Hansen.

Da es keine Drehbühne gab,  mussten sich die Zuschauer in einer Pause zweimal im Verlaufe der Aufführung in den nächsten Block umsetzen. Ihre emotionale Reaktion: erst Abwehr, dann weitete sich das Mitgefühl für das Andere…

„Die Musik stirbt zuletzt“ Der Tatort vom 5. 8. 2018 – ein Meisterwerk!

09 Donnerstag Aug 2018

Posted by elisabethscherf in Uncategorized

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Gebannt haben meine Augen am Bildschirm gehangen. Ich war ohne Unterbrechung dabei. Alles schien mir in Echtzeit zu geschehen.

Ich bin kein Tatort–Fan. Ich liebe englische Filme. Englische Filme, die es bis in unser Fernsehen schaffen, sind oft mit so viel Wissen und Aufmerksamkeit und Sorgfalt ausgestattet, dass ich auch neben der Handlung immer genug ’Futter’ für meine Augen, meinen Geist habe: die Kleidung, die Einrichtung, die Landschaft, die Öffentlichkeit, Autos und Maschinen, Pubs und Feste, alles führt mich in eine andere Zeit mit vielen Impulsen für meine fünf Sinne. Wie geistiges Spazierengehen. Auch beim wiederholten Sehen entdecke ich noch genug Eigenwilliges, Schönes, Unterhaltsames.

Vielleicht bin ich vorbelastet, weil ich ein ganzes volles, wunderbares Jahr 1978/79 an einer Theaterschule in London ein Graduiertenstudium – mit einem Stipendium des Evangelischen Studienwerkes – studieren durfte: Royal Central School of Speech and Drama. – Im Jubiläumsjahr der Queen kam das ’Royal’ hinzu.

IMG-20180809-WA0000

(London, Central School, eine Collage aus meinem augenblicklichen Buch-Projekt: ein Leben – 80 Jahre, das ich zu meinem nächsten Geburtstag als Geschenk für meine Freunde und Bekannten gestalte. Ich bin noch unsicher, wen es überhaupt interessiert, wer es überhaupt haben möchte…)

Was ist das Geheimnis der gewaltigen Anziehungskraft dieses Films? Er ist in einer einzigen Einstellung gedreht. Der Kameramann beginnt zu filmen und hört tatsächlich zum ersten Mal auf, wenn der Film im Kasten ist. Rainer hat das erkannt, weil er sich mit Filmemachen lange Zeit intensiv beschäftigt hat. Mir war nicht bewusst, warum ich meinen Blick nicht abwenden wollte und konnte. Ja, das war der Grund: es gibt keinen Schnitt, keine Einstellung, die zweimal gedreht wurde. Man geht mit dem Film in Luzern in ein Konzert und sieht die Furcht Klarinettisten bestätigt: er wird vergiftet. Die Erinnerung der Schwester geschieht durch das Öffnen einer Tür – „Eintritt verboten“ steht drauf. Die Erinnerung dahinter ist in Szene gesetzt und am Schluss ist kein Schnitt, sondern die Schwester schließt  diese Tür  wieder. Haupttrick – aber es ist kein Trick, das klingt abfällig und das soll es nicht – ist der Sohn des vermeintlichen Übeltäters, der auf eigenwillige Weise das Recht herstellt, denn es gibt im strengen Sinne keinen Mörder. Auch das ist so besonders, dass der Schuldige mich als Beschauer in seine Welt der Entscheidungen mitnimmt und die anklagende Schwester selber – netter Weise vor ihrer geplanten Tat – in Zweifel kommt. Also keine Schwarz-Weiß Darstellung: hier die Guten – dort die Bösen.

Ja, das hat mich nach dem Atemholen hinterher auch so gefreut, dass so ein Film eine wunderbare Übung in das NICHT MEHR URTEILEN ist.

Bitte: unbedingt in der Mediathek ARD den Film nachträglich ansehen: Die Musik stirbt zuletzt. Ein Film ohne Unterbrechung in 90 Minuten gedreht – in 90 Minuten gesehen. Ich bin begeistert!

 

Robert Habeck bei Beckmann

02 Donnerstag Aug 2018

Posted by elisabethscherf in Uncategorized

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Beim Italienisch-Unterricht macht mich ‚mein‘ pensionierter Kriminalkommissar darauf aufmerksam, dass einer der Vorsitzenden meiner Partei – ist ja immer eine Doppelspitze: ein Mann und eine Frau, das gefällt mir sehr! – heute Abend bei Beckmann sein wird.

Wir zeichnen es auf. Heute Morgen sehen wir uns das Interview an. Es ist wunderbar! Für mich ist es so besonders, weil Kretzsche, wie sie den berühmten Handballer immer wieder nennen, für mich gar kein Begriff war. Nie gesehen, nie gehört – man kann ja ganz unterschiedliche Leben in einer Gesellschaft führen.

Viel verbinde ich allerdings mit dem Fall der Mauer. Am selben Tag ist Rainer für immer von Köln zu mir nach Hamburg gezogen. Sein Wagen hatte in Harburg schlapp gemacht, so er ruft mich an. Ich, aufgeregt vom Fernseher kommend, sage zu ihm am Telefon „Rainer! Die Mauer ist weg!“ Rainer verdutzt: „Welche Mauer?“ Haha – so unwahrscheinlich!

Kretzsche also hat ein absolut privilegiertes Leben in der DDR gelebt, schöne Wohnung, Datscha, schönes Auto, jede nur mögliche sportliche Förderung. Seine Mutter war auch schon ein Sportstar.

Die Öffnung der Mauer kam für ihn gerade richtig: 16 Jahre alt, da wünscht man sich, dass die Tür zur Welt geöffnet wird, man reisen, andere Länder und Kulturen erleben kann. Dass die DDR auch ein Unrechtsstaat war, das hat er erst hinterher erfahren.

Dass die Öffnung der Mauer für viele nicht nur ein Geschenk war, dass haben die Menschen in den folgenden Jahren schmerzhaft gespürt: Wohnung, Nahrung, Grundversorgung, Kinderbetreuung, Schulsystem. Man hatte gedacht: wir bekommen etwas dazu, aber so war es dann nicht.

Ich sage jetzt: außerdem Rückgaben an die alten Besitzer, nachdem bereits lange andere dort werkten, die Abwicklung durch die sogenannte Treuhand – alles andere als eine treue, verlässliche Hand! – und den damit einhergehenden Erniedrigungen. Ich finde, das war eher wie eine feindliche Übernahme. Die Wut auf den Staat kann man heute ja sehen, oder?

Eigentlich kommt durch die interessante ausführliche Befragung Kretzsches für mein Gefühl weniger von Habeck rüber. Kretzsche „gibt zu“, dass er spät in feste weibliche Hände gekommen ist und erst dann Emotionalität begriffen habe. Bis dahin hat er nach verlorenen Spielen immer sein Leben ändern wollen, um wieder so gut wie vorher zu werden. In dieser Situation musste immer die Freundin dran glauben. „Was sonst hätte ich ändern können?“ fragt er entschuldigend. – Die armen Freundinnen!!!!

Total sympathisch, wie offen und zurückhaltend Habeck bleibt und interessiert zuhört. Das hat mir gefallen! Ja, er ist ein Mensch, der entspannt gleichberechtigt neben einem anderen stehen kann. Auch so schön, wie er Annalena Baerbock als Vorsitzende by the way einfließen lässt.

Es gibt allerdings eine sehr gute Erklärung für dieses ungewöhnliche und sympathische Männerverhalten: Andrea Paluch, Robert Habecks Frau. Er ist nicht mit der Eheschließung und Familiengründung automatisch in ein bevorzugtes Männerleben gerutscht, wie die meisten Männer. Diese beeindruckende Frau hat auf echter Partnerschaft bestanden.

Einstieg in die gleiche Augenhöhe war die schöne Geschichte des Beginns dieser Verbindung: sie sehen sich zum ersten Mal in Freiburg, wo beide studieren. Sie sitzen mit anderen an einem großen runden Tisch, erleben sich zum ersten Mal. Am Schluss dieses abends sagt Andrea, die aus Hannover kommt: Wir sind hier die einzigen Norddeutschen. Lass uns etwas abmachen: sollte einer von uns beiden nach Italien fahren, muss er den anderen informieren und der muss einwilligen und mitfahren. Irgendwann kommt tatsächlich die Nachricht von Andrea: morgen früh um … in Pisa (?) vor vor dem Haus ….

Robert Habeck macht sofort Schluss mit der augenblicklichen Freundin. Männer mögen offensichtlich klare Ansagen: dazu siehe auch meine Geschichte in diesem Blog „How I looked for a husband and found one in three weeks“, die total der Wahrheit entspricht und wir sind heute 27 Jahre zusammen.

Er packt flugs, stellt sich noch abends an die Autobahn und – kein Auto nimmt ihn mit. Ziemlich verzweifelt rast er zum Bahnhof: Der letzte mögliche Zug ist weg. Für einen letzten Versuch rennt er wieder an die Autobahn und ein chices, weißes Cabriolet mit zwei schönen Frauen darin hält an. „Wohin willst du?“ „Nach Pisa (?) und ich muss um … da sein.“ Steig ein, dahin wollen wir auch.“  Eine Minute vor Ablauf der Zeit kommt er am Ziel an.

Seitdem sind sie zusammen und haben für eine partnerschaftliche Familiengestaltung den durchaus ungewissen Beruf SchriftstellerIn gewählt. Man kann sich gut vorstellen, wie Habeck beschreibt: wenn die Kinder – 4 Jungen, studieren inzwischen – im Bett sind, wird am Roman gearbeitet. Der erste Roman ist noch harte Arbeit, denn beide haben gute Ideen, aber es soll ein gemeinsames Werk werden.

Ich habe mir das Buch gerade bestellt. Hauke Haiens Tod, Taschenbuch, Juni 2003 – Robert Habeck (Autor) Andrea Paluch (Autor)

Ich werde es mit anderen Augen lesen. Einen großen Dank an Beckmann: er war als Interviewer sehr präsent und gleichzeitig fast unsichtbar. Complimenti!

 

 

 

 

 

 

 

 

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