Gleich nach dem Schreiben des letzten Blogs bin ich in die Hamburger Kunsthalle geeilt. Thomas Gainsborough! Treffen mit Heike, die immer bereits vor mir alle Ausstellungen gesehen hat und deswegen vortrefflich das Wichtigste in mein rechtes, erheblich potenteres Ohr erzählen kann.
„Thomas Gainsborough (1727-1788) kann als Wegbereiter der ›modernen‹ Landschaftsmalerei um 1800 gelten. Während die englische Gesellschaft Gainsborough als Porträtmaler verehrte, zog er selbst seine Landschaften den Porträts vor. In ihnen werden Widersprüche und Umbrüche fassbar, die England grundlegend verändern sollten – sozial, technisch und künstlerisch. Die Landschaftsmalerei nutzte Gainsborough in dieser Situation als ein Laboratorium, in dem er seine Eindrücke zu Innovationen verarbeitete.“ (zitiert aus: Hamburger Kunsthalle – Internet)
Besonders informativ über die Zeit ist das Portrait von Mr. and Mrs. Andrews. Erst entzückte mich das Glänzen des hübschen hellblauen Kleides von Mrs. Andrews, aber dann werde ich durch Heike aufmerksam auf die Zäune im Hintergrund und erfahre, dass zu jener Zeit das Parlament in England entschieden hatte, dass Wälder und Flüsse und Wiesen nicht mehr allen gehören. Bis zu der Zeit hatte der Landadel zwar den größten Teil des Landes besessen, aber es blieb doch immer noch genug auf den commons, der Allmende (den Wiesen der Erde, die eigentlich keinem gehören !!!) um ihre Tiere zu hüten und auf den Feldern für ihren Lebensunterhalt anzupflanzen, aber das hatte nun ein Ende. Das Gewehr an der Schulter von Mr. Andrews bedeutet, dass er nun auch das alleinige Jagdrecht hat. Sicher sind auch die Flüsse nun sein Eigentum, obwohl er auf dem Bild keine Angel in der Hand hält. Natürlich war dann kein Überleben mehr für die Bauern möglich und so sieht man auf vielen anderen Landschaftsportraits folgerichtig Bauern, die in die Städte, in die Industrialisierung, in die Armut fahren-umziehen.
Da dachte ich: das Parlament beschließt, das wird Gesetz und kein Gerichtshof vertritt mehr das, was eigentlich richtig ist. Wie können Wälder, Berge, Flüsse einem Menschen gehören? Schon schief, oder?
Sonntagmorgen gehen wir in eine sehr herbeigesehnte Matinée: Robert Kreis. Ich hatte ihn in der abendlichen DAS – Sendung im TV gesehen und gehört. Er singt Lieder aus den 20iger Jahren. Das war der Eindruck. Ach, er war elegant wie immer, seine sprachlichen Varietée-Beiträge waren perfekt, aber wir waren um der Lieder willen dort und davon gab es nur zwei bis zur Pause. Das Klavier war nicht gut und Rainer konnte verstehen, dass seine Stimme nach 40 Jahren Bühnentätigkeit gelitten hatte und überanstrengt wurde. Schade! Wir sind in der Pause gegangen.
Montagabend war dann der 26. März! Der hier schon angekündigte Abend bei den GRÜNEN Hamburg Nord. Wir waren immerhin 15 Personen, der Tisch war wunderschön gedeckt, Katrin hatte Blätterteig-Teilchen mit Ziegenkäse selber gemacht – Danke! – und meine Riesen-Graue-Decke sah klasse aus. Getränke und Gläser und Weintrauben und Blumen! Und jeder Gast wurde mit „Willkommen“ begrüßt und nach dem Namen gefragt und ich habe eine Tischkarte geschrieben. Zwar konnte man die in der Fülle des Tisches hinterher kaum noch sehen, aber der Name war doch vorgekommen und wenigstens Andrea und ich konnten uns die Namen so viel besser merken.
Mein Vorstellung von der TRANSITION-Bewegung war nicht umfassend genug. – Asche auf mein Haupt! – Hier ein bisschen mehr: Die TRANSITION- BEWEGUNG kann als eine Antwort verstanden werden auf die Unüberschaubarkeit ‚Globaler Politik‘. Sie zeigt einen Weg aus der individuellen Hilflosigkeit oder Enttäuschung über Machtlosigkeit und Unübersichtlichkeit Großer Politik: sie will deswegen auf der lokalen Ebene Vertrauen in die eigene Kraft: Resilsienz erschaffen.
Was heißt RESILIENCE auf Deutsch. Zuerst fällt einem ‚Widerstandsfähigkeit‘ ein, aber Resilienz ist mehr: Ausdauer, Belastbarkeit, Spannkraft, Elastizität. ROB HOPKINS schafft 2003 in der Transitionbewegung die Überführung – was ‚Transition‘ bedeutet – von der Hilflosikeit in eine bewundernswerte Vielfältigkeit von Gruppenaktivitäten, durch die das Leben ganzer Gemeinden unmittelbar verbessert wird.
Der Schwerpunkt in meinem Bericht am Montag war die Erfahrung der TRANSITION-Bewegung nach 15 Jahren in Bezug auf funktionsfähige gesunde glückliche Gruppen, also das INNERE TRANSITION. Und da war das Herzstück: feedback geben und darauf reagieren. Da wir ausnahmslos alle nur in Hierarchien groß geworden sind, also in Machtstrukturen – abhängig von der Mutter, den Eltern, den Lehrern, dem Arbeitgeber, dem Staat,… – KÖNNEN wir gar nicht co-laborieren: wirklich miteinander auf gleicher Ebene funktionieren – fühlen, denken, miteinander sein und etwas gemeinsam herstellen. Mindestens die Hälfte eines Gruppen-Treffens sollte deswegen privatem Berichten, feedback und den Antworten darauf gelten. Wer in einer Gruppe mitarbeitet, muss als Mensch mit seiner Geschichte darin vorkommen!
Dienstag kam der Klempner zu uns. Im Wohnzimmer war eine Riesen-Rippen-Heizung aus der Wand gebrochen, hinter der Wand Feuchtigkeit. Also: Klempner, Maurer zum Abschlagen der Mauer, Elektriker, weil noch eine Urleitung hinter dem Gemauerten lag, von der man nicht wusste, ob sie noch ‚Saft‘ drauf hat. Nein. Gut. Also mauern! Nun trocknet alles und es geht nach Ostern mit dem Maler weiter und dann kommt der Klempner wieder. Alles anstrengend auszuhalten – und wieder sauber zu machen. ABER: alle Handwerker beispielhaft pünktlich, freundlich, schnell, sauber arbeitend – ein Genuss!
Gestern Physiotherapie, Lunch mit Doris, abends Doppelkopf. Von meinen netten Sprach-Besuchern habe ich dabei noch gar nichts gesagt. Wie gesagt: eine Woche voll Leben, oder? Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern wunderschöne Ostertage!