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ElisabethScherf

~ Geschichte einer privaten Buchveröffentlichung

ElisabethScherf

Monatsarchiv: März 2018

…eine sehr lebendige Woche…

30 Freitag Mrz 2018

Posted by elisabethscherf in Uncategorized

≈ Ein Kommentar

Gleich nach dem Schreiben des letzten Blogs bin ich in die Hamburger Kunsthalle geeilt. Thomas Gainsborough! Treffen mit Heike, die immer bereits vor mir alle Ausstellungen gesehen hat und deswegen vortrefflich das Wichtigste in mein rechtes, erheblich potenteres Ohr erzählen kann.

„Thomas Gainsborough (1727-1788) kann als Wegbereiter der ›modernen‹ Landschaftsmalerei um 1800 gelten. Während die englische Gesellschaft Gainsborough als Porträtmaler verehrte, zog er selbst seine Landschaften den Porträts vor. In ihnen werden Widersprüche und Umbrüche fassbar, die England grundlegend verändern sollten – sozial, technisch und künstlerisch. Die Landschaftsmalerei nutzte Gainsborough in dieser Situation als ein Laboratorium, in dem er seine Eindrücke zu Innovationen verarbeitete.“ (zitiert aus: Hamburger Kunsthalle – Internet)

Besonders informativ über die Zeit ist das Portrait von Mr. and Mrs. Andrews. Erst entzückte mich das Glänzen des hübschen hellblauen Kleides von Mrs. Andrews, aber dann werde ich durch Heike aufmerksam auf die Zäune im Hintergrund und erfahre, dass zu jener Zeit das Parlament in England entschieden hatte, dass Wälder und Flüsse und Wiesen nicht mehr allen gehören. Bis zu der Zeit hatte der Landadel zwar den größten Teil des Landes besessen, aber es blieb doch immer noch genug auf den commons, der Allmende (den Wiesen der Erde, die eigentlich keinem gehören !!!) um ihre Tiere zu hüten und auf den Feldern für ihren Lebensunterhalt anzupflanzen, aber das hatte nun ein Ende. Das Gewehr an der Schulter von Mr. Andrews bedeutet, dass er nun auch das alleinige Jagdrecht hat. Sicher sind auch die Flüsse nun sein Eigentum, obwohl er auf dem Bild keine Angel in der Hand hält. Natürlich war dann kein Überleben mehr für die Bauern möglich und so sieht man auf vielen anderen Landschaftsportraits folgerichtig Bauern, die in die Städte, in die Industrialisierung, in die Armut fahren-umziehen.

Da dachte ich: das Parlament beschließt, das wird Gesetz und kein Gerichtshof vertritt mehr das, was eigentlich richtig ist. Wie können Wälder, Berge, Flüsse einem Menschen gehören? Schon schief, oder?

Sonntagmorgen gehen wir in eine sehr herbeigesehnte Matinée: Robert Kreis. Ich hatte ihn in der abendlichen DAS – Sendung im TV gesehen und gehört. Er singt Lieder aus den 20iger Jahren. Das war der Eindruck. Ach, er war elegant wie immer, seine sprachlichen Varietée-Beiträge waren perfekt, aber wir waren um der Lieder willen dort und davon gab es nur zwei bis zur Pause. Das Klavier war nicht gut und Rainer konnte verstehen, dass seine Stimme nach 40 Jahren Bühnentätigkeit gelitten hatte und überanstrengt wurde. Schade! Wir sind in der Pause gegangen.

Montagabend war dann der 26. März! Der hier schon angekündigte Abend bei den GRÜNEN Hamburg Nord. Wir waren immerhin 15 Personen, der Tisch war wunderschön gedeckt, Katrin hatte Blätterteig-Teilchen mit Ziegenkäse selber gemacht – Danke! – und meine Riesen-Graue-Decke sah klasse aus. Getränke und Gläser und Weintrauben und Blumen! Und jeder Gast wurde mit „Willkommen“ begrüßt und nach dem Namen gefragt und ich habe eine Tischkarte geschrieben. Zwar konnte man die in der Fülle des Tisches hinterher kaum noch sehen, aber der Name war doch vorgekommen und wenigstens Andrea und ich konnten uns die Namen so viel besser merken.

Mein Vorstellung von der TRANSITION-Bewegung war nicht umfassend genug. – Asche auf mein Haupt! – Hier ein bisschen mehr: Die TRANSITION- BEWEGUNG kann als eine Antwort verstanden werden auf die Unüberschaubarkeit ‚Globaler Politik‘. Sie zeigt einen Weg aus der individuellen Hilflosigkeit oder Enttäuschung über Machtlosigkeit und Unübersichtlichkeit Großer Politik: sie will deswegen auf der lokalen Ebene Vertrauen in die eigene Kraft: Resilsienz erschaffen.

Was heißt RESILIENCE auf Deutsch. Zuerst fällt einem ‚Widerstandsfähigkeit‘ ein, aber Resilienz ist mehr: Ausdauer, Belastbarkeit, Spannkraft, Elastizität.  ROB HOPKINS schafft 2003 in der Transitionbewegung die Überführung – was ‚Transition‘ bedeutet – von der Hilflosikeit in eine bewundernswerte Vielfältigkeit von Gruppenaktivitäten, durch die das Leben ganzer Gemeinden unmittelbar verbessert wird.

Der Schwerpunkt in meinem Bericht am Montag war die Erfahrung der TRANSITION-Bewegung nach 15 Jahren in Bezug auf funktionsfähige gesunde glückliche Gruppen, also das INNERE TRANSITION. Und da war das Herzstück: feedback geben und darauf reagieren. Da wir ausnahmslos alle nur in Hierarchien groß geworden sind, also in Machtstrukturen – abhängig von der Mutter, den Eltern, den Lehrern, dem Arbeitgeber, dem Staat,… – KÖNNEN wir gar nicht co-laborieren: wirklich miteinander auf gleicher Ebene funktionieren – fühlen, denken, miteinander sein und etwas gemeinsam herstellen. Mindestens die Hälfte eines Gruppen-Treffens sollte deswegen privatem Berichten, feedback und den Antworten darauf gelten. Wer in einer Gruppe mitarbeitet, muss als Mensch mit seiner Geschichte darin vorkommen!

Dienstag kam der Klempner zu uns. Im Wohnzimmer war eine Riesen-Rippen-Heizung aus der Wand gebrochen, hinter der Wand Feuchtigkeit. Also: Klempner, Maurer zum Abschlagen der Mauer, Elektriker, weil noch eine Urleitung hinter dem Gemauerten lag, von der man nicht wusste, ob sie noch ‚Saft‘ drauf hat. Nein. Gut. Also mauern!  Nun trocknet alles und es geht nach Ostern mit dem Maler weiter und dann kommt der Klempner wieder. Alles anstrengend auszuhalten – und wieder sauber zu machen. ABER: alle Handwerker beispielhaft pünktlich, freundlich, schnell, sauber arbeitend – ein Genuss!

Gestern Physiotherapie, Lunch mit Doris, abends Doppelkopf. Von meinen netten Sprach-Besuchern habe ich dabei noch gar nichts gesagt. Wie gesagt: eine Woche voll Leben, oder? Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern wunderschöne Ostertage!

 

Da höre ich mich sagen…

23 Freitag Mrz 2018

Posted by elisabethscherf in Uncategorized

≈ 2 Kommentare

„Heute finde ich eigentlich – mit Ausnahmen von Mel beispielsweise – nur Menschen über 50 Jahre interessant.“ Wir sitzen im 3. Niederländisch – Intensiv Kurs. Alle 14 Tage sonnabends von 10 – 14.30 Uhr und nun sollen wir vor allem  auf Niederländisch kommunizieren und so hört sich obige Äußerung dann so an: „Tegenwoordig vind ik alleen mensen ouder dan vijftig jaar interessant.“  He??? „Waarom?“ klingt es aus der 12köpfigen Kursrunde.

Ich bin selbst von mir überrascht worden. Aber ich empfinde wirklich so. Junge Menschen sehe ich gern an. Ihre Gesichter sind glatt, noch unbeschriftet, offen. Wieviel Jahrzehnte war das für mich das Normale! Wie bei einem Marathonlauf: alle stehen am Start, man weiß noch keineswegs, wer wie läuft und wie lange, geschweige denn, wer von den normal Antretenden – die Gewinner sollen ja von Marathon zu Marathon reisen! – gewinnen wird.

Bis 50 haben die meisten angestrengt die Pflichtziele verfolgt: Kindheit, Jugend, Schule, Ausbildung, erste eigene Wohnung, Beruf, Partnersuche- und finde, Familiengründung, Freundeskreis aufbauen, politisch um sich sehen, der Reklame standhalten oder bewusst Selbstgewolltem folgen, Kinder-Kindheit, Kinder-Jugend, Kinder aus dem Haus und dann ist das Blatt wieder frei, die Pflicht geleistet: wer hat jetzt noch Energie für Pläne und ihre Umsetzung?

Das ist die Kür!

Das suche und finde ich auf den Gesichtern, an der Körperhaltung, im Gespräch: hat der Lebens-Zweithälfter/ die Zweithälfterin sich erfahren? durch die Fahrt durchs Leben er-fahren, wie sie selber ist? was sie selber mag? was ihrer/seiner Meinung nach in der Gesellschaft fehlt? was sie sie gestalten möchte? oder sucht sie weiterhin in ihrem Gesicht die Glätte des Unbeschrifteten?

Ein Mensch über 50 kann beeindruckend strahlen und sich total freuen, wieviel Welt er/sie schon in sich aufgenommen hat. Nach dem Marathon, wieder zu Luft gekommen, das ist der Moment, in dem man die Entspannung feiert und die Freude, durchgekommen zu sein, egal an welchem Platz: schon 50/60/70/80 Jahre habe ich geschafft und einen Berg von Erfahrungen gesammelt und das glaube ich, hat auch Warren Beatty gemeint, als er gesagt hat: „Ich habe einen alten Indianer gesehen, der saß in einem Schaukelstuhl vor der Tür und schaute voller Zufriedenheit allem Leben zu. So möchte ich auch alt werden.“

Ich bin noch nicht beim Schaukelstuhl angekommen. Obwohl ich nächstes Jahr 80 werde. Ich bereite noch weitere Erfahrungen vor (Holland!) und hoffe, irgendwann urteilslos sowohl jungen Glatten als auch älteren Faltigen bei ihrer Gestaltung zuzusehen. Ja, Gestaltung: man hat immer eine Wahl!

Kurzmitteilung

… eine weitere von meinen 50 Collagen …

16 Freitag Mrz 2018

Posted by elisabethscherf in Uncategorized

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BlätterGleißende Sonne

Heute einmal nur etwas zum Anschauen, kein langer Text. Dann noch einmal ein Hinweis auf dieses Jahrhundertwerk von Johann Vedral „COLLAGE DREAM WRITING Geschichten aus der Tiefe schreiben“, das bei mir diese tätige Begeisterung hervorgerufen hat. Und tatsächlich: wie im Buch vermutet, träume ich seit dem Collagen-Machen viel lebhafter und klarer. Es war schwierig, dieses Buch in Deutschland zu bekommen, aber nun klappt es bei jedem Buchhändler und Amazon ISBN978 – 3 – 9504531-0-2 Ich wünsche allen den Spaß dabei, den ich habe!

Heute ist schon Sonntag und es stört mich doch, dass meine Überschrift für die Öffentlichkeit nicht erscheint. Das liegt an dem Procedere des Schreibens: Rainer hat das Bild mit Text daneben hineingesetzt – ich habe immer nur geschafft, beides nacheinander erscheinen zu lassen. Als er das gemacht hat, gab es noch keine Überschrift von mir, weil er mich damit überraschen wollte. Und da hat das Programm das Wort ‚Kurzmitteilung‘ eingesetzt. Tja, so ein Blog ist von WordPress vorgefertigt, was ich ja immer dankbar in Anspruch nehme. Aber ohne die nette rote Überschrit sieht der tatsächlich kurze Beitrag doch komisch aus. Die Überschrift sollte doch lauten und aussehen … eine weitere von meinen 50 Collagen…

Heute ein ganzer Tag nur für mich

09 Freitag Mrz 2018

Posted by elisabethscherf in Uncategorized

≈ Ein Kommentar

Ich gehe ja immer so alle 5 Jahre für eine Weile ins Ausland. Ich muss dann irgendwie einfach raus aus Deutschland. Ich komme immer sehr gern wieder. So war ich mit 17 Jahren ein Jahr in England in Beckenham, nahe Croyden, 20 Min. mit dem Zug bis London Viktoria Station. Ich war so schüchtern, immerhin kam ich aus der kleinen Stadt Minden, dass ich mich an meinem freien Tag nur in die öffentlichen Bücherhallen getraut und gelesen habe. Am Anfang, denn im Laufe des Jahres traf ich immer mehr andere aupair Mädchen, mit denen ich mich dann verabredet habe.

Danach bin ich erst während meiner Scheidung mit einem sehr netten Lover, ein Filmemacher, für 2 Monate nach London gegangen und habe am Cassel Hospital in Richmond gearbeitet und meine Recherchen für meine Soziologie Abschlussarbeit gesammelt.

Der nächste Aufenthalt war wieder in London, ein einjähriges Graduierten-Studium an der Central School of Speech and Drama. Da war ich bereits als Lehrerin verbeamtet und hatte ein freies Jahr, gefördert durch das Evangelische Studienwerk Villigst.

Nach 6 Jahren mit einer Klasse (Sek I, 5. – 10. Klasse) war ich dann ein Jahr in Paris. Französisch habe ich während der 6 Jahre im Institut Francais gelernt. Mit einem Promotionsstipendium. Hauptinteresse Kubismus, da mein Simultan- oder Parallel-Theater auch eine Sache gleichzeitig von mehreren Seiten zeigt.

Dann wieder 6 Jahre Schule und gleichzeitig Italienisch an der Uni Hamburg studiert. Dann ein Jahr Rom. Ich gebe es zu, der Futurismus war ein Vorwand, wenn auch einer, für den ich gut argumentieren konnte, als eine weitere Variante der Gleichzeitigkeit. Denn in meinem Theater sieht man ja auch eine Sache gleichzeitig. Und die Vorstellung ist schnell – Schnelligkeit war das Credo der Futuristen! – vorbei, da man quasi zwei Theaterstücke gleichzeitg sieht.

Dann Chinesisch Studium an der Uni Hamburg und ein Jahr Shanghai, wo ich in einer Schule unterrichten sollte, aber schließlich privat Sprachen unterrichtet habe. China ist ein enorm lernwilliges Land! Bewundernswert!

Dann drei Monate New York, weil mehrere New Yorker in Shanghai zu mir gesagt hatten, dass ich wie eine New Yorkerin sei und mich dort bestimmt sehr wohl fühlen würde.

Dann leider nur zwei Monate Wien, weil Wien recht teuer ist und ich wie in New York dort auch nicht meinen Lebensunterhalt verdienen konnte. Wien war wun-der-voll. Das writers’studio in Wien ist ein total inspirierter Ort, den ich sehr empfehlen kann. Und das Jodeln auf der Alm mit Heidi Clementi war ein Höhepunkt.

Jetzt bereite ich – wir, weil wie in Rom Rainer und ich zusammen gehen – einen längeren Aufenthalt in Holland, wie wir Deutschen immer sagen, aber korrekt Niederlande heißen müsste, vor. Und ich lerne schon fleißig Niederländisch. Alle 14 Tage von 10 – 14.15 Uhr.

Darum heute zum Schluss ein Text in Deutsch und dann die Niederländische Übersetzung.

Heute habe ich viel Zeit für mich. Ich will Niederländisch lernen und Chinesisch schreiben. Ich möchte unbedingt Ukulele spielen und mein Gedicht „Was ich am besten kann auf Erden“ zur Ukulele zu singen lernen. Rainer hat mir mein Gedicht nämlich zum Geburtstag vertont. Ist das nicht schön? Dann will ich fünftausendfünfhundert Schritte gehen und vielleicht eine Collage kleben. Ich freue mich auf diesen Tag.

Vandaag heb ik veel tijd voor mij. Ik wil Nederlands leren en Chinees schrijven. Ik wil echt ukulele spelen en mijn gedicht ‚Wat ik het beste op aarde kan‘ aan de ukelele leren zingen. Rainer zette mijn gedicht op muziek voor mijn verjaardag. Is dat niet leuk? Dan wil ik vijfduizend vijfhonderd passen gaan en misschien een collage lijmen. Ik kijk uit naar deze dag.

Chinesisch war so schwer weil es so fremd war, Niederländisch ist schwer, weil es oft so nah ist und dann auch wieder gar nicht. Es macht großen Spaß und klingt so weich und freundlich. Ich liebe es!

Die fünf Sinne 30 Sekunden ganz nah

02 Freitag Mrz 2018

Posted by elisabethscherf in Uncategorized

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Ja, ich war sehr gerne Lehrerin. Zum Ende der Ferien hat mir Rainer immer schon gesagt: „Na, kannste es ohne deine Lieben wieder nicht mehr aushalten?“ Das war natürlich übertrieben, aber besonders nach den langen Sommerferien hatte ich echt eine kleine Sehnsucht nach den MEINEN. Manche Kinder sahen um Jahre älter aus. Sek.I, von 10 – 17 Jahren, das ist eine lange Zeit. Dass ich echt Ferien gemacht hatte, wurde mir dadurch klar, dass ich zwischendurch manche Namen vergessen hatte. Schöne Schule war für mich VOR-PISA, dieser schrecklichen Studie, die mich nur zum Unterrichten – sprich: Reinschaufeln von Wissen – verpflichten wollte. Bis dahin hatte ich viele gute Ideen.

Eine Idee – 1990 ich komme gerade von einem Jahr in Rom zurück – für eine meiner Klassen – 6 Jahre Klassenlehrerin! – waren drei wunderschöne dicke Schreibkladden: eine sonnengelbe, eine orangenfarbene und eine grüne. Sie allein anzusehen und in der Hand zu halten war schon ein Vergnügen. DAS BUCH MEINER WÜNSCHE, TRÄUME UND VORSTELLUNGEN war das gelbe Heft. Immer wenn ich in meinen Fächern bemerkte, dass SchülerInnen unaufmerksam wurden, habe ich dieses Heft an alle verteilt und sie gebeten, aufzuschreiben, wo sie jetzt viel lieber wären, was sie oder überhaupt gern haben würden, was sie sich jetzt viel schöner vorstellen könnten, als hier in der Schule zu sitzen. Ich wollte damit erreichen, dass die Kinder fokussieren lernen. Wenn schon nicht auf den Lernstoff, so sollten sie doch bewusst und mit der Kulturtechnik Schreiben an ihre Wünsche, Träume und Vorstellungen denken und sie formulieren. Die Hefte standen im Klassenschrank hinter Glas. Jeder hätte sie lesen können, aber auch ich habe das nicht getan, weil ich den Inhalt sehr intim fand.

Orange war das BUCH MEINER FÜNF SINNE. Entstanden war die ganze Idee übrigens durch ein riesiges Kuchenstück, das ein Kind meiner damals 5. Klasse am Ende der 5. Stunde mit einem Seufzer des schlechten Gewissens wieder in der Tasche zu verstauen versuchte. Auf meine Nachfrage, ob sie das hätte essen sollen, nickte sie traurig. „Kannst du das spenden? An uns alle?“ fragte ich sie hungrig und begeistert. Klar, bei 34 Kindern bekam jeder nur ein winziges Stück, aber allein die spannende Unterbrechung sorgte schon für Aufmerksamkeit: „Wartet bitte mit dem Essen bis ich es sage, ja?“ Als alle etwas hatten, habe ich meine Stopp-Uhr gezückt, mit der ich immer auf Ruhe gewartet habe – keiner durfte den anderen zur Ruhe auffordern und am Schluss habe ich lediglich verkündet, wie viele Sekunden es gedauert hatte, bis Unterrichtsruhe – absolute Stille – eintrat. „Wenn ich JETZT sage, setze ich die Uhr in Gang und dann kaut 30 Sekunden das Stück Kuchen im Mund und versucht Wörter dafür zu finden, was ihr da gerade im Mund erlebt: wie es sich anfühlt von Anfang bis Ende, was ihr schmeckt, woran es euch erinnert. Wenn ich STOP sage, schreibt ihr auf, was ihr erlebt habt. Das war auch für weitere Sinnes-Erlebnisse das Muster für GESCHMACK.

Für GEHÖR habe ich 30 Sekunden mit der Uhr gestoppt und jeweils unterschiedliche Anweisungen gegeben: auf die Geräusche in der Klasse hören (nein, ziemlich bald wusste auch der größte Kasper, dass mit Extra-Geräuschen der Spaß weg war) oder die Geräusche im Schulhaus oder die Geräusche in der Stadt. Nach 30 Sekunden schreiben dann alle.

Der GESICHTSINN wurde so in den Fokus gestellt: 30 Sekunden ohne den Kopf zu bewegen geradeaus sehen, dann schreiben. Oder mit den Augen schweifen, dann schreiben oder nur eine Sache betrachten. Diese Übungen laut vorlesen zu lassen, war enorm spannend. Anfänglich konnten einige Kinder gar nichts schreiben, weil sie nicht wahrnehmen konnten, dass sie überhaupt etwas gesehen hatten. Da war das Beispiel der Bewussteren geradezu wunderbar.

Der GERUCHSSINN ist natürlich noch näher an jedem, aber auch den haben wir wahrzunehmen geschafft. 30 Sekunden am eigenen Körper Gerüche herausriechen:der Pullover in der Armbeuge, die Hände, die Haare und dann aufschreiben. Dann weiter 30 Sekunden an einem ausgewählten Partner riechen und das aufschreiben, dann 30 Sekunden an unterschiedlichen Gegenständen in der Klasse und das aufschreiben.

Der GEFÜHLSSINN wurde dann so betrachtet. Eine witzige Übung, weil selbst Erwachsene in meinen Theaterworkshops dieser Anweisung so gut wie nie zu entsprechen schafften: die Hände da liegen lassen, wo sie jetzt sind und dann 30 Sekunden fühlen, was man wahrnehmen kann. Da haben alle die Hände irgendwie verändert. Kinder jeden Alters wie Erwachsene. Witzig! Weitere Übungen, meine Kleidung an meinem Körper fühlen, die Hände bewusst irgendwo hinlegen und fühlen und dann einen Partner suchen und seine Hand nehmen und fühlen. Das waren immer schöne Momente, denn plötzlich ist die ganze Welt im Klassenzimmer.

Ein Problem war die grüne Kladde: DAS BUCH MEINES WISSENS. Wir hatten echte Schwierigkeiten dafür Stoff zu finden. Ich selber auch. Wir haben sie verteilt, alle Köpfe rauchten, einer hat einmal geschrieben: Ich weiß, das Tisch auf Englisch table heißt. Ich fand das sehr treffend.

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