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ElisabethScherf

~ Geschichte einer privaten Buchveröffentlichung

ElisabethScherf

Monatsarchiv: Mai 2014

Eine Schale Wan Tan Suppe (5. Fortsetzg.)

26 Montag Mai 2014

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Wan Tan Suppe

Der Mann sieht auf die halbe Schüssel Wan Tan Suppe, die vor ihm steht. Nach langer Zeit erst sagt er:“Ich habe keinen Hunger.“ In den Augen der Frau sind Tränen aufgestiegen, sie flüstert vor sich hin:“Vor zwanzig Jahren hast du das auch gesagt!“ Nachdem sie zu Ende gesprochen hat, sieht sie auf die Schüssel, aber sie rührt den Suppenlöffel nicht an, sie sitzt einfach nur still da. Der Mann fragt:“Warum isst du nicht?“ Jetzt schluchzt die Frau:“Vor zwanzig Jahren hast du mich das auch gefragt, ich erinnere mich sogar daran, was ich dir damals geantwortet habe: ‚entweder wir essen beide oder wir essen beide nicht‘ und das sage ich jetzt auch!“

Der Mann ist ganz still und sagt nichts, er streckt die Hand aus und nimmt den Suppenlöffel. Er weiß nicht den Grund, aber er nimmt den Suppenlöffel entschlossen in die zitternde Hand, löffelt einige Male, Suppe fällt herunter, aber schließlich schafft er es, etwas Wan Tan in seinen Mund zu bekommen. Er schluckt sie runter und dann verschwindet die ganze Suppe in seinem Magen. Während er weiter Wan Tan löffelt, fallen plötzlich ‚blob, blob‘ Tränen hinein. Die Frau hat ihm beim Essen zugesehen. Auf ihrem Gesicht spielt ein Lächeln, sie nimmt auch den Suppenlöffel und beginnt zu essen. Als die Suppe in ihrem Mund ist, fallen ebenfalls Tränen in die Schüssel. So lässt das Ehepaar die Tränen fließen und isst die geteilte Suppe zu Ende. Dann legen sie den Löffel hin. Der Mann hebt den Kopf und fragt die Frau mit leiser Stimme:“Bist du satt geworden?“  Die Frau schüttelt den Kopf. Der Mann ist beunruhigt. Plötzlich fällt ihm etwas ein, er bückt sich und zieht einen Schuh aus, zieht die Einlage heraus und tastet hinein und ungläubig zieht er einen Geldschein heraus. Er ist entgeistert, er kann nicht fassen, dass er Geld in der Hand hält.

Die Frau lächelt und sagt:“Vor zwanzig Jahren hast du mich angelogen, du hast gesagt, du hättest nur fünf Mao, du könntest nur eine einzige Schüssel Wan Tan bezahlen. In Wahrheit hattest du noch fünf Mao, nur versteckt im Schuh. Ich wusste, du wolltest diese fünf Mao versteckt halten für den Fall, dass ich Hunger bekäme und dann wolltest du sie herausholen. Nachdem du gezwungen worden wärest eine halbe Schüssel Wan Tan zu essen und dann gemerkt hättest, dass ich auf jeden Fall noch Hunger habe, würdest du einfach das Geld heraus geholt haben, um mir noch eine Schüssel Suppe zu kaufen!“ Nach einer Pause fährt sie fort:“Es ist schön, dass du dich selbst daran erinnerst wie du es früher gemacht hast. Ich habe diese fünf Yuan also nicht umsonst versteckt.“

 

 

 

 

Eine Schale Wan Tan Suppe (4. Fortsetzg.)

19 Montag Mai 2014

Posted by elisabethscherf in Uncategorized

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Der Mann hört diesen Satz, unwillkürlich starrt er sie an:“Was, was sagst du?“ Die Frau fragt ihn:“Erinnerst du dich denn wirklich nicht mehr?“ Der Mann schüttelt verständnislos den Kopf. Die Frau seufzt tief:“Sieh‘ mal, in diesen ganzen Jahren hatten wir soviel Geld und schon hast du alles vergessen. Vor zwanzig Jahren sind wir das erste Mal losgegangen, um Geschäfte zu machen und wir haben nicht gedacht, dass wir von den Menschen betrogen und mit nichts wieder nach Hause kommen würden. Und sogar auf dem Heimweg haben wir keine Ausgaben gehabt. Zu der Zeit hast du nur eine Schale Wan Tan bestellt und ich weiß noch, dass wir damals alles in allem nur fünf Mao bei uns hatten.“

Der Mann hat ihr gut zugehört, er ist bewegt, er sieht sich um:“War das hier?“ Die Frau sagt:“Ja, genau hier, das werde ich niemals vergessen. Damals war hier nur ein kleiner heruntergekommener Wan Tan Stand.“ Der Mann senkt den Kopf, er ist gerührt. Die Frau wendet den Kopft zu der Kellnerin, die seitlich von ihnen steht und vor sich hin starrt und sagt:“Junge Frau, bringen Sie uns bitte eine weitere leere Schüssel.“

Die Kellnerin kommt sehr schnell mit einer leeren Schüssel zurück. Die Frau nimmt die vor ihr stehende Wan Tan Schüssel in beide Hände und bewegt die größere Hälfte der Suppe in die leere Schüssel und schiebt sie vorsichtig weg, bis sie vor dem Mann steht:“Iss nur, wenn wir zu Ende gegessen haben, gehen wir zusammen nach Hause.“

Eine Schale Wan Tan Suppe (3. Fortsetzg.)

12 Montag Mai 2014

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Sein Gesicht wird zornesrot und bevor der Mann die Reaktion der Kellnerin abwartet, sagt er:“Quatsch! Ich soll ein Zechpreller sein? Habe ich etwa kein Geld?“ Während er spricht, fasst er sich an die Brust und fühlt nach. Plötzlich sagt er:“He? Wo ist meine Brieftasche?“ Er erhebt sich sofort und klopft und tastet seinen ganzen Körper ab und bei diesem Abtasten merkt er, dass sein Handy auch verschwundern ist. Der Mann steht entsetzt da. Ganz zum Schluss wendet er sich seiner Frau gegenüber zu. Überraschend gelassen sagt die Frau:“Du brauchst gar nicht so ziellos zu suchen, die Brieftasche und das Handy habe ich gestern Abend in den Fluss geworfen.“

Als der Mann das hört, wird er sehr böse:“Du bist verrückt geworden!“ Die Frau scheint das gar nicht gehört zu haben, sie fährt fort, langsam in der Schüssel die Wan Tan Suppe umzurühren. Dem Mann scheint plötzlich etwas eingefallen zu sein, er zieht seine Hand abrupt aus der Reisetasche und schiebt diese von sich weg. Die Frau sagt kühl und ruhig:“Du brauchst gar nicht weiter zu suchen, deine Uhr und auch meinen Ring, alles das habe ich in den Fluss geworfen. Ich habe noch fünf Yuan, gerade genug, um diese Schüssel Wan Tan Suppe zu bezahlen.“

Das Gesicht des Mannes wird auf einen Schlag weiß, er lässt sich auf seinen Hintern fallen, wütend starrt er die Frau an:“Du bist wirklich verrückt geworden! Du bist wirklich verrückt geworden! Wir haben überhaupt kein Geld mehr bei uns und wir sind so weit weg von zu Hause, wie sollen wir bloß wieder zurückkommen, he?“ Das Gesicht der Frau ist immer noch friedlich, weder entschuldigend noch wütend sagt sie:“Warum bist du so aufgeregt, wir haben zwei gesunde Füße und wenn wir immer weiter gehen, dann sind wir schließlich zu Hause.“ Der Mann seufzt deprimiert. Die Frau sagt weiter:“Vor zwanzig Jahren hatten wir überhaupt kein Geld bei uns, können wir nicht wie früher nach Hause gelangen? Damals war es verglichen mit heute viel kälter.“

 

 

Eine Schale Wan Tan Suppe (2.Fortsetzg.)

05 Montag Mai 2014

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Wan Tan Suppe

Nach einer Weile bringt die Kellnerin eine Schüssel kochend heißer Wan Tan Suppe. Sie stellt sie vor die Frau und sagt:“Ich wünsche guten Appetit.“ Als die Frau die Suppe sieht, strahlen ihre Augen. Sie neigt ihren Kopf zur Schüssel und atmet tief, tief ein. Danach nimmt sie den Suppenlöffel und rührt vorsichtig die Wan Tan Suppe in der Schüssel um, sie sieht sie an, als wenn es etwas ganz Wertvolles wäre. Es dauert eine Ewigkeit, bis sie den Löffel zum Mund führt.

Der Mann sieht seiner Frau mit weit aufgerissenen Augen zu, er wendet den Kopf und sieht um sich, er hat das Gefühl, dass sie ringsherum von merkwürdigen Blicken gemustert werden. Ihm ist, als möchte er im Erdboden versinken. Unwillig sagt er:“Ich habe keine Ahnung, was du da machst. Haben wir diesen langen Weg hinter uns gebracht, damit du diese Schüssel Wan Tan essen kannst?“ Die Frau hebt ihren Kopt und sagt:“Ich freue mich!“ Der Mann streckt die Hand aus und zieht die Speisekarte zu sich, die auf dem Tisch liegt. „Wenn du diese Suppe so liebt, dann iss sie. Ich habe schon den ganzen Tag Hunger, ich muss was essen.“ Er hebt die Hand und winkt die Kellnerin herbei. In einem Atemzug bestellt er sieben oder acht teure Gerichte.

Die Frau wartet gelassen bis der Mann zu Ende bestellt hat. Erst dann sagt sie ruhig zur Kellnerin:“Sie fragen ihm am besten erst einmal, ob er Geld hat; passen sie auf, dass er nicht ein Zechpreller ist.“

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